Für 9 Euro durch Deutschland

Ein Reisebericht

Mit dem 9 Euro Ticket hat die Bundesregierung vielleicht eine der größten Änderungen im Reiseverhalten der Deutschen hervor gerufen. Am 1. Juni eingeführt hat bereits das Pfingstwochenende gezeigt, wie gut günstiger ÖPNV ankommt, die Züge waren brechend voll, einige Züge mussten teilgeräumt werden.

Ich habe mein 9 Euro Ticket bereits am ersten Verkaufstag, dem 23.05.2022 gekauft. Natürlich hätte ich auch mein Semesterticket nehmen können, auf dem ist der Thermodruckstreifen mit dem Gültigkeitszeitraum allerdings nicht mehr zu retten. Außerdem kann das 9 Euro Ticket in der DB Navigator App deutlich besser und einheitlich kontrolliert werden, als ein Semesterticket irgendeiner Uni, das keiner mehr lesen kann und zu dem man zusätzlich die Immatrikulationsbescheinigung entziffern muss…

Voraussetzungen und Plan

Die Auswirkungen des 9 Euro Tickets konnte ich bereits von Anfang an in meinen üblichen Fahrten mit Regionalbahnen von Osnabrück in die Umgebung feststellen, die Sitzplätze sind plötzlich viel rarer als üblich. Auch dem Gemurmel der anderen Fahrgäste ist zu entnehmen, dass der günstige Fahrschein gut genutzt wird. Vor allem an Wochenenden muss ich mir momentan allerdings überlegen, ob ich überhaupt noch Zug fahre.

Einen eigenen Test des Tickets hab ich mit meinem Kumpel Stephan bereits lange vor dem Start des Tickets geplant. Gemeinsam wollen wir für ein paar Tage nach Syl… ähm… Trier fahren. Von Osnabrück aus sollte das sogar relativ einfach funktionieren, erst mit dem RE2 nach Münster, weiter mit dem RE7 nach Köln, dort Mittagspause. Anschließend mit dem RE5 entlang des Rheins nach Koblenz, umsteigen in die RE1/RE11 und schon sollte man nach ca. 6-8 Stunden (je nach Länge der Mittagspause) am Porta Nigra stehen.

Die Praxis

Soweit der Plan. Die Realität sieht allerdings ein wenig anders aus. Am Montag dem 13. Juni geht’s los. Bereits in Osnabrück (am Startbahnhof!) bekommt der RE2 10 Minuten Verspätung wegen der Verspätung eines Zuges im Fernverkehr. Deshalb erreichen wir des RE7 in Münster leider nicht mehr und müssen auf den RB89 Richtung Soest ausweichen. Am Bahnhof Hamm (Westf) steigen wir dann in einen RE1 nach Aachen. In diesem Zug merken wir dann die touristische Anziehungskraft Kölns, vor allem auf Schulklassen, und können die Worte “Wallah” und “Digga” nicht mehr hören.

Am Kölner Hauptbahnhof kommen wir mit erneuter Verspätung von 10 Minuten wegen der Verspätung eines Zugs im Fernverkehr an und sind damit ca. 50 Minuten hinter unserem Plan. Trotz den Verspätungen haben wir in Köln dann eine Pause eingelegt. Wir sind ja schließlich nicht zuggebunden und können den ÖPNV nutzen wie wir lustig sind. Und so haben wir noch eine kleine Runde um den Dom gedreht und vielleicht auch irgendwo ein kleines Kölsch beim Mittagessen konsumiert…

Stephan vor dem Kölner Dom
Stephan vor dem Kölner Dom

Um 15:32 ging es dann mit dem RE5 weiter nach Koblenz. An vielen Stellen kann man vom Zug aus die rechte Rheinseite mit ihren Klippen und Burgen sehen oder die Schiffe auf dem Rhein beobachten. Die volle Schönheit der Mittelrheinbahn würde sich erst südlich von Koblenz erstrecken, doch um nach Trier zu fahren müssen wir hier in den RE1/RE11 nach Saarbrücken, bzw. Luxemburg umsteigen.

Die Strecke führt entlang von Weinbergen gen Westen. Der Zug fährt hier gemächliches Tempo, sodass man nicht einfach an der schönen Landschaft vorbei rauscht. Kleiner Tipp, den man beim Einsteigen in den Zug beachten sollte: Die Bahn fährt in die entgegengesetzte Richtung aus dem Bahnhof aus, wie er einfährt und man sollte im Zug in Fahrtrichtung links sitzen um das gesamte Moselpanorama zu erleben. Und auch hier ist alle Nase lang eine Burg oder ein Schlösschen zu entdecken und es gibt Historische Orte an der Strecke, die man vielleicht auch noch mal irgendwann besuchen sollte. Um Kurz nach 18 Uhr erreichen wir dann Trier.

Kirche St. Gangolf
Kirche St. Gangolf

Unser Reiseziel

Trier, älteste Stadt Deutschlands, ehemalige Residenz einiger römischer Kaiser, kurfürstliche Residenz im Mittelalter. Und natürlich haben wir Trier nur wegen der Sehenswürdigkeiten gewählt, dass entlang der Mosel sehr guter Wein hergestellt wird, hatte überhaupt nichts mit der Entscheidung zu tun…

Kaisertherme
Kaisertherme

Während unseres Aufenthalts haben wir das Amphitheater, die Kaisertherme, den Dom mit Kreuzgang und die Konstantinbasilika besichtigt. Außerdem ist Bustour “Römer-Express” empfehlenswert, weil er Strecken befahren kann, die von Reise- oder Linienbussen nicht befahren werden können. Wer mehr über die Geschichte Triers und den Einfluss durch die Römer erfahren möchte, der sollte selbst einmal dorthin fahren.

Das andere Argument für Trier war ja der Wein… Den gibt es hier wirklich an jeder Ecke. Was sonst als Biergarten bekannt ist, heißt hier Weinstube oder Weinwirtschaft. Es gibt sogar alltäglich gläserweise lokalen Wein an einem Stand auf dem Marktplatz, wie es anderswo Bierbuden zu besonderen Anlässen gibt, man kann das lokale Getränk also nicht verfehlen. Das passt natürlich zur lokalen, leicht französischen Küche. Allerdings kann man an nur einem vollen Tag in Trier nicht alles entdecken, was die Stadt zu bieten hat…

St. Georgsbrunnen
St. Georgsbrunnen am Kornmarkt

Es geht Heimwerts

Gleich morgens um 8:31 haben wir den RE1/RE11 zurück nach Koblenz genommen. Der war diesmal etwas voller als auf dem Hinweg, trotzdem war es leicht, einen Sitzplatz zu finden. Und so konnten wir noch einmal das Moseltal in der Morgensonne sehen. Ab Koblenz ging es mit dem RE5 weiter nach Köln. Der Zug war etwas leerer ab Koblenz, füllte sich aber zusehends auf dem Weg nach Köln. In Köln haben wir erneut eine Pause eingelegt und diesmal den Kölner Dom besichtigt. Der Trierer Dom war aber irgendwie schöner… Anschließend waren wir noch kurz am Rhein und haben am Heumarkt noch einen Happen gegessen.

Dom und Liebfrauenkirche vom Kreuzgang
Dom und Liebfrauenkirche vom Kreuzgang

Der RE7 von Köln nach Rheine brachte uns diesmal pünktlich nach Münster, von wo wir die letzten Meter nach Osnabrück im RE2 zurücklegten. Diese Züge waren insgesamt etwas voller, was der Reisewelle wegen des langen Fronleichnam-Wochenendes geschuldet war. Aber wir konnten sitzen und kamen pünktlich in Osnabrück an.

Fazit

Das 9 Euro Ticket lohnt sich! Wer kein Problem mit vollen Zügen hat, der sollte sie nutzen. Und selbst wenn, außerhalb der Ballungszentren ist es wahrscheinlich, dass in den REs immer ein Platz zu bekommen. Diesen Sommer steht uns das Tor in viele deutsche Städte für 9 Euro offen, also sollten wir das nutzen, so lange das geht!

Kreuzgang des Dom
Kreuzgang des Dom – Sieht aus wie bei Harry Potter…

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