Als Student in der Pandemie

Es war im Januar 2020, als ich abends Nachrichten hörte und von einigen Patienten in der chinesischen Stadt Wuhan hörte, die an einer Lungenkrankheit erkrankt waren, die dem SARS-Virus ähnelten…

Da hatten wir noch keine Ahnung, dass es nur ein paar Monate dauern würde, bis Masken normal werden sollten und man das Haus nur noch zum Einkaufen und, wenn möglich, nicht mal mehr für die Arbeit verlassen sollte.
Ich persönlich wurde im April ins Homeoffice verlegt. Zu der Zeit habe ich als Werkstudent in einem Call-Center gearbeitet und es war das einzig richtige, was man für ein Großraumbüro mit bis zu 90 Personen machen konnte. Von da an habe ich keinen Kollegen mehr gesehen und nur mit wenigen überhaupt kommuniziert. Mein Teamleiter war zudem kaum erreichbar, weshalb ihn meine Kündigung zu Ende November auch etwas überraschte.

Schreibtisch im Dunklen, Fotografiert bei Nacht
Mein Schreibtisch, nachdem ich am Abend
gegen 23 Uhr den Rechner ausgeschaltet hatte

Kommunikation

Die Kommunikation mit meinen Kommilitonen läuft dabei sehr gut, was wohl auch daran liegt, dass wir bereits ein halbes Jahr vor Corona mit Discord gut aufgestellt waren. Die Uni brauchte noch ein paar Wochen extra, um das Sommersemester auf die digitale Lehre einzustellen, was aber vor allem im Vergleich zu anderen Unis zu einem zufriedenstellenden Ergebnis geführt hat. Nach insgesamt drei Corona-Semestern bin ich froh darüber, dass der Fachbereich Informatik auch vor Corona bereits Online-Lehre mit Livestreams und Aufzeichnung praktiziert hat, um die vollen Vorlesungssäle zu entlasten.

Ich studiere Wirtschaftsinformatik, was an der Uni Osnabrück an den Fachbereich Wirtschaftswissenschaften angegliedert ist. Dort hatte man sich aller höchstens mit hybrider Lehre auseinandergesetzt. Allerdings konnte man sich wohl besser auf Online-Prüfungen einlassen. Keine Kamerapflicht, viel Single-/Multiple-Choice, auch andere Prüfungskonzepte. Prüfungen wurden auf mehrere Termine verteilt oder durch wöchentliche Aufgaben zu Fallstudien ersetzt. Diese Arten der Prüfung würde ich mir auch in Zukunft wünschen, zumal es den Arbeitsaufwand für die Prüfungen entzerrt und das Lernen kontinuierlicher macht.

Alltag

Das Leben mit der Pandemie ist auch ein anderes. Die Wohnung verlasse ich eigentlich nur aus drei Gründen: Einkaufen, Freundin besuchen, spazieren gehen. Das wars. Und immer mit Maske, erst waren es ja nur Alltagsmasken, dann FFP2, jetzt medizinische Masken.

Leere beleuchtete Plakatwand
Diese Plakatwand ist schon lange leer, aber immer beleuchtet

Auf meinen Spaziergängen nehme ich immer wieder meine analoge Kamera und ein leichtes Stativ mit. Hin und wieder komme ich dann dazu, ein oder zwei Fotos zu machen, wenn mich ein Motiv besonders anspricht.

Sonst verfliegen die Wochen aktuell eher. Zwischen Vorlesungen, Tutorien, Übungen, der Lerngruppe, lernen für alle Klausuren und der Hausarbeit fallen die gelegentlichen Sonntage kaum noch auf. Seit ich den Job gekündigt habe, geht das immerhin schon etwas besser, weil ich den Sonntag nicht mehr mit ein paar lukrativeren Arbeitsstunden verbinde.

Ausblick

Manchmal frage ich mich, wie die Zukunft aussieht. Klar, wir haben das ein Stück weit selbst in der Hand, wie weit die Pandemie bekämpft und die alte Normalität wiederhergestellt wird, aber ehrlich gesagt habe ich mich so sehr an Masken gewöhnt, dass ich auch in Zukunft welche tragen würde, selbst wenn ich vollständig geimpft bin. Und etwas mehr Abstand an der Kasse im Supermarkt oder in der Bahn sind auch sehr angenehm.

Aus dieser Krise, der Pandemie, nehmen wir hoffentlich nicht nur die Trauer um die verstorbenen oder die Wut auf Schwurbler oder wahlkampfführende Politiker (aller Fraktionen) mit. Hoffentlich lernen wir auch daraus, dass es Dinge gibt, die wir nicht kontrollieren, sondern höchstens beeinflussen können. Und auch, dass die Wissenschaft nicht alles auf einmal weiß, sondern Wissen Stück für Stück entwickelt. Und vielleicht auch, dass etwas Abstand auch mal gut ist.

Kiosk am Osnabrücker Neumarkt
Ein Kiosk am Osnabrücker Neumarkt, in dem das Leben trotz Corona nie still stand

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